13.03.2020

Es lebe die Vielfalt!

Ein Blick auf verschiedene Ernährungskonzepte

Erinnern Sie sich an den Film Notting Hill mit Julia Roberts und Hugh Grant in den Hauptrollen? In einer Szene der romantischen Komödie versuchen Hughs Freunde den von Liebeskummer geplagten Buchhändler zu verkuppeln. Beim Essen entpuppt sich das Dinner-Date als Frutarierin. Sie esse nur das, was der Baum freiwillig hergebe und auf den Boden falle – Möhren hätten eine Seele. Das sorgt für erstaunte Gesichter am Tisch und für Gelächter in den Kinosesseln.

Ja, 1999 hat man sich über außergewöhnliche Ernährungsformen wie Frutarismus, den es wirklich gibt, noch lustig gemacht. Doch im Jahre 2017 sind wir schon weiter und kennen und akzeptieren eine ganze Palette an Ernährungs- und damit verbundenen Lebensweisen. Auch als Omnivore, wenn man im Prinzip alles isst, hat man bestimmt Kollegen, Bekannte oder Freunde, die aus weltanschaulichen oder gesundheitlichen Gründen auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten.

Vegetarismus: Verzicht auf Fleisch

Für Vegetarier gibt es für den Verzicht auf den Konsum von Fleisch viele Gründe: ethisch motivierte gegen Massentierhaltung und für Umweltschutz, da Probleme, wie beispielsweise übermäßiger Ausstoß von Kohlendioxid, bei der Rindfleischproduktion nicht von der Hand zu weisen sind. Auch kritisch betrachtet wird der Anbau von Futtermitteln für Masttiere, welcher Platz für den Anbau von Nahrungsmitteln für Menschen verdrängt. Nicht zuletzt spielen Geschmacks- und gerade Gesundheitsfragen eine große Rolle. Wenngleich passionierte Fleisch-Fans, Carnivoren, hier den Kopf schütteln mögen. Vegetarier wollen nicht, dass Tiere vorrangig für ihr Essen getötet werden. Es gibt zudem noch unterschiedliche Konzepte des Vegetarismus: So essen beispielsweise Pescetarier trotz Fleischverzicht auch Fisch.

Veganismus: Die radikalste Ernährungsform

Vegan lebende Menschen gehen bei ihrer, aus dem Vegetarismus hervorgegangenen, Ernährungsform noch einen Schritt weiter und verzichten neben auf Fleisch vollständig auf tierische Produkte – im Prinzip die radikalste Form von Vegetarismus und nicht nur eine Ernährungs- sondern auch eine Lebensweise: Als logische Konsequenz lehnen die meisten Veganer ebenfalls Produkte wie Leder, Kissen aus Daunenfedern oder Kosmetik mit tierischen Inhaltsstoffen und Tierversuche strikt ab.

Bei dieser strengen Ernährung gibt es noch extremere Ausprägungen. So essen wenige Anhänger ausschließlich roh-vegan und erwärmen ihr pflanzliches Essen nicht über 52 Grad. Ein Teil greift nur zu Obst, Nüssen und Samen, weil so nicht die gesamte Pflanze abstirbt wie beim Wurzel-Verzehr.

Häme, Kontroverse und gesundheitliche Aspekte

Während vier Prozent der Deutschen vegetarisch leben, wird die Anzahl der Veganerinnen und Veganer auf knapp ein Prozent geschätzt – Tendenz steigend. So gibt es auf der einen Seite noch immer müde Witze („Woran erkennt man einen Veganer? Daran, dass er es dir innerhalb von 5 Minuten erzählt!“) und auf der anderen Seite ein großes Interesse seitens der Wirtschaft gegenüber dieser wachsenden Gruppe. Nach der ersten veganen Supermarktkette Veganz haben sich Lebensmittelproduzenten und der Einzelhandel auf diese neue Zielgruppe eingestellt.

Um den Verzicht und gleichzeitig die Lust auf den Geschmack altbekannter tierischer Produkte zu befriedigen, existiert eine Vielzahl an Ersatzprodukten. Darüber entbrennt immer wieder politischer Streit, ob Bezeichnungen wie „veganes Schnitzel“ oder „vegane Bolognese“ zulässig und auch konsequent sind. Zudem kann man durchaus darüber diskutieren, ob es notwendig ist, mit tierischen Produkten erreichte Geschmacksbilder im Rahmen einer nicht-tierischen Ernährung nachzubilden statt Neues zu kreieren.

Ein weiterer vieldiskutierter Aspekt sind die gesundheitlichen Auswirkungen einer veganen Lebensweise: Während sich der Fleischverzicht durchaus positiv auf Stoffwechsel- und Herzerkrankungen auswirkt, wird von Kritikern immer wieder die fehlende Ausgewogenheit angemahnt, die unter anderem zu einem Mangel an Calcium oder Vitamin B12 führen kann. Dem kann man mit Nahrungsergänzungsmitteln entgegensteuern. Im Fall von Schwangerschaft oder der veganen Ernährung von Babys oder Kindern sollte man sich unbedingt gut informieren oder noch besser das Gespräch mit einem Fachmann suchen.

Verzicht wegen Unverträglichkeiten 

Einige Menschen müssen auf bestimmte Lebensmittel wegen der darin enthaltenen Stoffe verzichten. Recht häufig verbreitet ist die Laktoseintoleranz: Die Betroffenen vertragen den, in diversen Milchprodukten enthaltenen und vielen weiteren Lebensmitteln oft zugesetzten, Milchzucker nicht. Sie reagieren darauf mit Verdauungsproblemen, weil ihnen das Enzym Lactase fehlt. Daher gibt es lactosefreie Spezialprodukte für Milch, Joghurt, Käse und Co oder man greift zu Alternativen wie Soja-, Hafer- oder Mandelmilch und Käsesorten, die von Natur aus wenig bis gar keinen Milchzucker enthalten. Zudem kann das fehlende Enzym vor dem Verzehr milchzuckerhaltiger Speisen in Tablettenform eingenommen werden.

In der Gesamtbevölkerung weitaus weniger verbreitet ist die Glutenunverträglichkeit Zöliakie. Dabei wird das Klebereiweiß Gluten, das in Getreidearten wie Weizen und Roggen vorkommt, nicht vertragen. Betroffen sind davon unter einem Prozent der Bundesbürger – allerdings mit steigender Tendenz. In Zeiten von Ernährungstrends wie Superfood und Clean Eating und befeuert von Büchern wie „Weizenwampe“ kann gerade in Metropolen der Eindruck einer stärkeren Verbreitung entstehen.

Die Supermarktkette Rewe hat darauf schon mit ihrer „Frei von“-Produktserie reagiert und der Südtiroler Spezialproduzent von Lebensmitteln für an Zöliakie-Erkrankte Dr. Schär baut die Produktionskapazitäten aus.

The trend is your friend

Daneben existieren viele Strömungen, die in ihrer Abgrenzung nicht so klar definiert sind wie die bereits genannten. Sie sind im Bereich zwischen Wellness-Versprechen und Lifestyle angesiedelt. Dazu zählt sicherlich Paleo. Dabei handelt es sich um eine Ernährungsweise, die auf die Steinzeit zurückblickt, als der Mensch Jäger und Sammler war. So achten die Anhänger bei ihrer Ernährung darauf, viel Fleisch, Samen, Nüsse und Gemüse zu essen und auf „moderne“ Errungenschaften wie Zucker, alkoholische Getränke sowie Milchprodukte und Getreideerzeugnisse zu verzichten.

Ein weiteres Schlagwort ist Clean Eating – gerne als Hashtag bei Instagram eingesetzt. Hierbei ernährt man sich von naturbelassenen Lebensmitteln, also Obst und Gemüse und Produkten ohne lange Zutatenliste und verzichtet möglichst auf industriell verarbeitete Nahrung. Mit dem Verzicht auf raffinierten Zucker, mehr Vollkornprodukten und Pseudogetreidesorten wie Quinoa oder Amaranth und Süßungsmitteln wie Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker liegt man dabei voll im Trend. Ach, und Avocado, aber das ist ein völlig anderes Streitthema

Die Gastronomie als Leidtragende

Indirekt betroffen von all dem ist die Gastronomie. Die – nach eigenen Aussagen – arg gebeutelte Branche muss sich zusätzlich zu aller Bürokratie, Sparsamkeit und Nachwuchsmangel auch noch mit der Kennzeichnung von Zusatzstoffen und Allergenen auseinandersetzen. Das führt zu den verschämt kleinen Zahlenkombinationen auf den Speisekarten in bürgerlichen Restaurants, während die gehobene Gastronomie das ganze gerne hinter dem Satz „Unser Gerichte enthalten Zusatzstoffe und Allergene – sprechen Sie unser Personal an“ versteckt.

Wenn dann auch noch Gäste ins Restaurant kommen, denen Allergien und Unverträglichkeiten vor Ort am Tisch einfallen, kann es sein, dass einem Gastronomen wie Vincent Klink medienwirksam der Kragen platzt und er pauschal lospoltert. Also am besten im Vorfeld abklären, wie sich eventuelle Unverträglichkeiten oder Ernährungsvorlieben mit dem geplanten Restaurantbesuch vereinbaren lassen.

Egal, wie Sie sich ernähren – verlieren Sie bei alldem nicht den Genuss aus den Augen. Genuss sorgt für Zufriedenheit und zufrieden lebt man am gesündesten.

Ihr Mumm Sekt-Team

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